Ursula Sutter wurde am 26. März 1938 in Bern geboren. Ihre kaufmännische Ausbildung schloss sie mit Vorzug ab. Mit 16 Jahren begann sie ihr Gesangstudium und absolvierte es zwischen 1955 und 1961 beim Direktor des Musikgynmasiums Fred Müller in Bern. Während ihrer Gesangsausbildung betätigte sich Sutter als Kleider- und Friseur-Mannequin.
Karriere
Ihr erstes Engagement führte sie ins Städtebundtheater Biel-Solothurn, wo sie im ersten Bühnenjahr in drei Mozart-Opern mitwirkte. Zwischen 1961 und 1963 sang sie über 160 Vorstellungen in 12 unterschiedlichen Rollen. Zwischen 1963 und 1964 war sie am Stadttheater Trier tätig.
Nach ihrer Vermählung mit dem Buffo-Bariton Günther Wolfram (Günther Nezhoda) wechselte sie an das Opernhaus Essen wo sie zwischen 1964 und 1966 die Rosina in "Il barbiere di Siviglia" (Gioachino Rossini) und die Magdalene in "Die Meistersinger von Nürnberg" (Richard Wagner) zu hören war. In dieser Zeit schenkte sie zwei Töchtern das Leben.
Ab der Spielzeit 1967 wird Sutter an die Staatsoper Stuttgart berufen, wo sie 20 Jahre lang im Ensamble blieb und mit den berühmtesten Sängern ihrer Zeit zusammenarbeitete. Unter anderen mit Mario del Monaco in "Otello", mit René Kollo in "Die Meistersinger von Nürnberg", mit Siegfried Jerusalem interpretierte Sutter den Liederzyklus ''Das Lied von der Erde'' (Gustav Mahler) und mit Placido Domingo sang sie in Manon Lescaut (Giacomo Puccini). Die von ihr interpretierten ''Wesendonck-Lieder'' (Richard Wagner) fanden besondere Beachtung. Als legendär gelten ihre "Hosenrollen": als Hänsel in "Hänsel und Gretel" (Engelbert Humperdinck), als Komponist in "Ariadne auf Naxos" (Richard Strauss) und als Cherubino in "Figaros Hochzeit" (W. A. Mozart).
Sutter sang 1968 die Uraufführung des Stückes "Prometheus" von Carl Orff an der Staatsoper Stuttgart und 1983 die Uraufführung von "Die englische Katze" von Hans Werner Henze bei den Festspielen von Schwetzingen, Dirigenten Dennis Russell Davies.
Repertoire
Ihr Repertoire umfasst die klassischen Hauptpartien eines Mezzosoprans. Die Carmen aus dem gleichnahmigen Stück von George Bizet unter der Regie von Ernst Poettgen und unter musikalischen Leitung von Carlos Kleiber. Der Cherubino aus "Figaros Hochzeit" von W. A. Mozart unter der Leitung von Wolfgang Windgassen und Silvio Varvisio. Die Czipra aus "Zigeunerbaron" von Johann Strauß (Sohn) sang sie am Städtebundtheater Biel-Solothurn unter der musikalischen Leitung von Armin Jordan. Als Dorobella aus "Così fan tutte" von W. A. Mozart konnte sie das Publikum mehrerer Häusern begeistern. Eine ihrer Glanzrollen war der Hänsel aus "Hänsel und Gretl" von Engelbert Humperdinck, den sie über mehrere Jahre an der Staatsoper Stuttgart sang. Die Isabella in "L'Italiana in Algeri" sang Sutter ebenfalls an der Staatsoper Stuttgart. Eine weitere Glanzrolle stellt der Komponist dar, aus "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss in der Inszenierung von Hellmuth Matiasek und unter der musikalischen Leitung von Eliahu Inbal. Die Lucretia in "The Rape of Lucretia" von Benjamin Britten gehören genauso zum Repertoire, wie die Maddalena aus "Rigoletto" von Giuseppe Verdi unter der Leitung von Boleslaw Barlog und Klaus Nagora inszeniert. Die Magdalena aus "Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner und die Olga aus "Eugen Onegin" von Pjotr Iljitsch Tschaikowski wurden unter der Leitung von Ernst Poettgen und Ferdinand Leitner aufgeführt. Die Preziosilla aus "La forza del destino" von Giuseppe Verdi wurde unter der Leitung von Ernst Poettgen und Joseph Dünnwald an der Staatsoper Stuttgart aufgeführt. Die Rosina aus "Barbier von Sevilla" von Gioachino Rossini zählte wie die Suzuki aus "Madame Butterfly" von Giacomo Puccini zu den von Sutter besonders gern gesungenden Rollen; bei letzteren stand Carlos Kleiber am Dirigentenpult.
Den Zarewitsch aus "Boris Godunow" von Modest Mussorgski sag sie unter der Leitung der Brüder Günther und Wolfgang Rennert.
Ursula Sutter wurde als Interpretin von Orchesterliedern, konzertanten Aufführungen und als Liedsängerin in die größten deutschsprachigen Städte eingeladen, an die Staatsopern von Wien, München und Hamburg, an die Deutsche Oper Berlin und an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg sowie an die Opernhäuser Köln, Nürnberg, Bonn und Saarbrücken.
Im Ausland gerne gehört
Von ausländischen Opernhäusern wurde ihre Stimme ebenfalls nachgefragt, unter anderen von der Nationaloper Bukarest, wo Sutter in der von Karlheinz Böhm inszinierten "Elektra" (Richard Strauss) mitwirkte, das Teatro San Carlos Lissabon, wo sie in der "Bluthochzeit" (Wolfgang Fortner) auftrat, an der Oper von Monte Carlo, wo unter der musikalischen Leitung von Lovro von Matačić die "Salome" (Richard Strauss) aufgefürt wurde.
Im Zuge ihrer Karriere kam es auch zu Fernsehaufnahmen. Sutter war in der Oper "La finta semplice" von W. A. Mozart als Donna Giacinta zu sehen und im vom Süddeutschen Rundfunkt Stuttgart 1970 produzierten TV-Spielfilm "Eine unwürdige Existenz" sang Sutter das Eingangslied der "Myrthen" (Robert Schumann).
Rezeption
1977 wird Ursula Sutter vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg der Ehrentitel Kammersängerin verliehen. Ihre letzte Rolle an der Staatsoper Stuttgart sang Sutter 1988 als ''Frau Reich'' aus den "Lustigen Weiber von Windsor" (Otto Nicolai).
Kammersängerin Ursula Sutter verbringt ihren Lebensabend in Wien, in unmittelbarer Nähe ihrer Töchter, der Operettensängerin Tatjana SCHULLERN und der Musicalsängerin Patricia NESSY.
Charakterisierung der Stimme
Ursula Sutters Stimmumfang reicht von einem klaren satten Alt bis zu einem kräftigen facettenreichen dramatischen Sopran mit besonderen "metallischen" Timbre, bei einem Tonumfang von g bis c' ' '.
Kostproben ihrer Stimme enthalten folgende Tonträger:
- Carl ORFF - Prometheus (24. März 1968), Staatsoper Stuttgart, Dirigent Ferdinand Leitner
- Carlos Kleiber - Otello (Verdi), Staatsoper Stuttgart Württemberg, 24. Jänner 1971, Liveaufnahme, Ursula Sutter als Emilia - CD8196-2 (2CD) (2012)
- Stimmen in Stuttgart - 100 Jahre Württembergische Staatsoper, VOL. 5: Die Äre Schäfer - Ausklang & Nachklang, Ursula Sutter / Mozart - ''Die verstellte Einfalt''.
Internetverweise
- www.Wikipedia.org - Ursula Sutter
- www.YouTube.com - ''Widmung'', das Eingangslied der "Myrthen" von Robert Schumann, in "Eine unwürdige Existenz", Regie: Rolf von Sydow (1970).
- www.YouTube.com - ''Wie schön ist Prinzessin Salome heute Nacht!'', Live-Szene aus "Salome" (Richtard Strauss), Staatoper Stuttgart 1977, Rüdiger Wohlers als Narraboth, Ursula Sutter als Soldat.
- www.YouTube.com - ''La finta semplice'', (W. A. Mozart). Aufzeichung der Aufführung der Zürcher Kammeroper im Kurtheater Baden (Kanton Aargau).